Das departamento putumayo

Das departamento (Verwaltungseinheit, ähnlich eines Bundeslandes) Putumayo gilt als eines der ärmsten Gebiete Kolumbiens. Es liegt am Südwestrand des Landes und grenzt dort an Peru und Ecuador. Die Hauptstadt ist Mocoa mit knapp 45.000 Einwohnern. 

 

Auch wenn sich die Anzahl der Einwohner der Region seit 1985 mehr als verdoppelt hat, ist die Bevölkerungsdichte mit 350.000 Menschen bei einer Fläche von knapp 25.000 km² vergleichsweise gering ( zum Vergleich: in Mazedonien leben auf einer ähnlichen Fläche über 2 Millionen Menschen).

 

Die feuchtwarme Region Putumayo, die mit 85% zum Amazonasgebiet gehört, teilt sich in das Hochland im Nordwesten sowie die Ebenen, die sich südöstlich erstrecken. Das Hochland zeichnet sich durch Durchschnittstemperaturen zwischen 12 und 16 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit aus. Die Niederschläge liegen im Jahresmittel bei ca. 2.500 mm. Im Flachland erreichen die Temperaturen im Jahresdurchschnitt zwischen 24 und 27 Grad, wobei die Luftfeuchtigkeit bis zu 83% betragen kann. Die Niederschlagswerte schwanken von den mittleren zu den tiefstgelegenen Gebieten zwischen 3.900 mm und 1.700 mm im Jahr.

 

Der Putumayo verfügt über 1.800.000 Hektar Waldfläche und fast 65.000 Hektar Wasserfläche (sehr viele Flüsse!) und besitzt eine atemberaubende Flora und Fauna. Im Hochland sind beispielsweise eine Vielzahl von Amphibien und Vögeln zu Hause und für einige Entenarten haben die dort gelegenen Feuchtgebiete eine ganz besondere Bedeutung. Im flacher gelegenen Amazonasgebiet ist die biologischen Vielfalt, wie allgemein bekannt ist, noch viel höher. Hier sind z.B. Arten wie Schmetterlinge, Vögel, Reptilien und Primaten heimisch. 

 

 

Wirtschaftliche Relevanz haben in der äußerst strukturschwachen Region der Bergbau (vor allem Gold, aber auch Silber, Nickel, Marmor, Zink, Molybdän, Kalkstein) und das in der Region Orito entdeckte Erdöl, bei dem es sich um eines der größten Vorkommen weltweit handeln soll. Die (oft auch illegale) Ausbeutung dieser Ressourcen stellt eine große Bedrohung für die Biodiversität der Region dar. Im Hochland haben zudem Viehzucht und Landwirtschaft eine gewisse öknomische Relevanz (Mais, Kochbananen, Zuckerrohr, Ananas).

 

 

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Der Putumayo ist über mehrere Jahre die Provinz mit der größten durch illegalen Koka-Anbau genutzten Fläche gewesen. Vor allem das westliche Viertel dieser, sich größtenteils über amazonisches Tiefland erstreckenden Fläche, erlebte während des 20. Jahrhunderts mehrere Kolonisierungsschübe – so verdankt man etwa den rudimentären Straßenbau den jeweiligen Boom-Phasen ausbeutender Ökonomien (vor allem: Kautschuk, Erdöl und eben bis etwa 2007 auch Koka).

 

Ende der 1970er begann im Putumayo die Produktion von Kokapaste, die aus peruanischem und bolivianischem Koka gewonnen wurde. Noch in den 1980er Jahren – als sich Kolumbien zum Hauptexporteur von Kokain aufschwang – war die eigene Produktion an der aus dem Pflanzenrohstoff hergestellten Paste recht gering. Die Raffinerie der importierten Kokapaste zu Kokain fand in versteckten Labors in unzugänglichen Gebieten (z.B. im mittleren und unteren Putumayo) statt.

 

Als in 1990er Jahren die Regierungen der beiden südlichen Andenstaaten stärker gegen den dortigen Anbau vorgingen, begann in Kolumbien die Rohstoffproduktion in großem Maßstab. Für die rohstoffproduzierenden Kleinbauern (und Erntearbeiter) hat das Leben von der illegalen Drogenökonomie – bis auf wenige, die eine der kurzen Bonanza-Phasen miterleben durften – immer harte Arbeit und trotzdem Armut bedeutet. Die Bedingungen, die die wilde Ausbeutung der Ressource und die in sie investierte Arbeit mit sich bringen (staatliche Verfolgung, brutalste Gewalt, Umwelt- und gesundheitliche Schäden durch Pflanzenschutz- und Vernichtungsmittel sowie andere Chemikalien), ließen einen Ausstieg für die meisten Beteiligten in jeder Hinsicht wünschenswert erscheinen. Alle, seit der Jahrtausendwende im Rahmen des – vor allem als übergewichtige Militärhilfe zur „Friedensentwicklung“ berüchtigten – „Plan Colombia“ umgesetzten Entwicklungsprogramme waren und sind stark durch die am Angebot orientierte Anti-Drogen-Politik der USA bestimmt. Die dabei forcierten Herbizidbesprühungen aus der Luft verursachen schwere Schäden an Mensch und Umwelt und stellen selbst für die Projekte zur Substitution des Koka-Anbaus eine ständige Bedrohung dar.

 

Die Kinder und Familien, die Empfänger unsere Hilfe sind, waren alle mehr oder weniger direkt an der Produktion von Koka-Paste aus Kokablättern beteiligt bzw. von dieser abhängig, was vor allem damit zusammenhängt, dass diese höhere Erträge als „normale“ Landwirtschaft einbrachte. Trotz ihres freiwilligen Ausstiegs aus dieser Produktion, die über längere Phasen zumindest ihr (oft auch menschenwürdiges und fremdbestimmtes) Überleben sicherte, sind alle zu Opfern der Bekämpfung des Drogenanbaus geworden. Das Besprühen mit Herbiziden aus der Luft (Glyfosatgemisch mit spezieller Formel) hat vor allem (!) kollaterale Effekte: Zerstörung von Nahrungsmittelanbau, anderen Kulturpflanzen, Flora und Fauna im allgemeinen; Krankheiten bei Vieh und Mensch – von Hautauschlag, Erbrechen und Durchfällen bis zu Atemwegserkrankungen und Missbildung bei Neugeborenen. Zudem führt diese Politik dazu, dass werden weitere Waldflächen gerodet werden, um den Koka-Anbau dort (noch besser versteckt) fortzusetzen.

 

Der kombinierte Einsatz von Herbiziden (fumigación) und manueller Anbauvernichtung (erradicación manual) hat spätestens seit 2006 – vor allem im Landkreis San Miguel – eine Situation verschärfter Armut nach sich gezogen. Die Krise, die sich mit der Verdrängung der Überlebensökonomie Koka-Anbau sowie der ständigen Bedrohung jeder anderen agrarischen Existenzform durch die herbizide Besprühung immer weiter zuspitzte, ist bis heute spürbar wird und trifft sozial und ökonomisch alle Bewohner der Region. Aufgrund fehlender staatlicher Programme sowie handlungsunfähige Institutionen vor Ort haben die Schwächsten weiterhin am stärksten unter dieser Krise zu leiden.

Puerto Colón

befindet sich 155 Kilometer südöstlich von Mocoa und ist das urbane Zentrum der Gemeinde San Miguel, die im äußersten Südwesten des Putumayo an der Grenze zu Ecuador liegt. Im Stadtkern leben etwa 6.000 Menschen, im Umland kommen nochmal etwa 20.000 dazu. In der schwülwarmen und regenreichen Region entlang des gleichnamigen Flusses “Rio San Miguel” hat neben der Ölförderung auch die Holzwirtschaft eine große ökonomische Bedeutung. Außerdem wird Landwirtschaft betrieben.

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Orito

gehört zu den Städten des Putumayo, die im Zuge der massiven Ölförderung in den 1960er Jahren entstanden und Migranten aus allen Regionen des Landes anzogen. Heute bringt es die Stadt auf ca. 25.00 Einwohner – im gesamten Landkreis leben sogar über 50.000 Menschen, von denen nur noch etwa ein Drittel zur indigenen Bevölkerung zählt. Die zweitgrößte Stadt des departamento liegt ca. 1,5 Autostunden (50 km) nördlich von La Hormiga auf der Strecke nach Mocoa, dass ca. 120 Kilometer entfernt ist. 

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